Zur Haupt-Seite Eskalator

So klingt Eskalator

Die Schallplatte der Installation Eskalator wird ohne elektrische Verstärkung abgespielt: Nur die Nadel-Schwingung gibt beim Abtasten der Rillen extrem leise die Musik wieder. Diese Töne vermischen sich mit den Geräuschen des Museums: dem Rauschen der Lüftungsanlage, den Stimmen und Schritten der Besucher*innen und dem Ton anderer Multimedia-Installationen. In stillen Momenten mit wenigen Besucher*innen verhält sich die Musik fast wie ein Geruch und dringt weit in andere Ausstellungsflächen der Ebene 2 vor.
Dieser Text versucht, das jeweilige Musik-Genre, die Instrumentierung und die Grund-Stimmung der sieben Stücke auf der Schallplatte zu beschreiben.

1

Mit stark angeschlagenen, tiefen Tönen leitet ein Klavier dieses Ragtime-Stück ein. Die Melodie beginnt in getragenem Tempo und wird im zweiten Teil, wenn ein weiteres Klavier dazukommt, rasant. Metallisches Rasseln und Klacken fügt sich dann rhythmisch in die Melodie ein. Das Stück endet mit dem lauten Klingeln einer alten Registrierkasse.

2

Hohe Klavier- und Glockenspieltöne lassen den Chanson wie Glas klirren und funkeln. Violine und Akkordeon spielen die Melodie im Walzer-Takt und wechseln sich weich bei der Führung ab. Auf dem Höhepunkt der melodischen Drehbewegung setzt allmählich ein Trommel-Wirbel ein. Der wilde Reigen wird von langsamen Akkordeon-Tönen aufgelöst.

3

Launige Klavier-Begleitung eröffnet das Stück. Ein mit Jazzbesen gespieltes Schlagzeug sorgt für den Swing-Charakter des Gassenhauers. Der mehrstimmige Gesang hat kaum Zeit zum Atmen für den flott gesetzten Text. Im markierten B-Teil und in der letzten Strophe stapeln sich die Silben zu einem gesungenen Zungenbrecher:

Als ich an der Kreuzung stand,
bei klarem Sinn und Sachverstand,
hörte ich in meinem Ohr
meine Frau wie einen Chor:
Mein Lieber, heute kaufst du ein
und bringst mir dann die Sachen heim.
Ich schreibe es dir auf,
du kommst ja sonst nicht drauf,
und dann mach' ich mich für den Abend fein.

Oh, Isolde,
vielleicht kauf' ich nicht, was ich sollte
Isolde, bitte glaube mir,
es zog mich automatisch durch die Tür.

Ich hatt's von außen erst geseh’n,
da konnte ich nicht widersteh'n
Und plötzlich bin ich ungestört
im Kaufhaus Schocken, ganz betört.

Auf meiner Liste stehen nun
Strümpfe und ein Suppenhuhn,
ein halbes Roggen-Brot,
2 Meter Gummi-Band in rot
und ein paar saisonale Blumen für Frau Kuhn.

Oh, Isolde,
ich kauf' sonst immer, was ich sollte,
du weißt, ich bin dir ewig treu,
doch solche Vielfalt ist mir wahrlich neu.
Oh, Isolde,
ich weiß schon kaum noch, was ich wollte,
denn mein Herz ist okkupiert,
so viele Dinge hab ich anvisiert.

Eine neue Welt wird mir vorgestellt,
habe ich mein Geld parat?
Schreiten Sie zur Tat spricht der Apparat.
Kommt der Ton vom Grammophon?
Schön lüftet auch der Fön die Haare mit Getön,
in Abteilung vier stapelt sich Papier
und, du meine Güte – Damenhüte!

Die Liste ist mir längst entfleucht,
ich trag' die Tüten und mir deucht:
Der Inhalt ist wohl eher nicht,
was sich meine Frau verspricht.
Zwei Spitzendeckchen für den Flur,
für die Küche eine Uhr,
ein Wander-Liederbuch,
ein besticktes Taschentuch,
ein halbes Käse-Rad und Möbel-Politur.

Oh, Isolde,
obwohl ich wirklich Achtung zollte,
halt' ich statt rotem Gummi-Band
ein Vögelchen in meiner Hand.
Oh, Isolde,
sei mir nicht böse, denn ich wollte,
das wäre uns als Paar passiert:
Du hättest sicher etwas anprobiert!

Die Sache ging noch günstig aus,
zwar kam ich etwas spät nach Haus’,
doch meiner Frau blieb keine Wahl:
Sie liebt den Roten Kardinal
und geht zum Vogelfutter-Kaufen nochmal raus.

4

Nacheinander setzen erste Violine, Bratsche, zweite Violine und Cello in diesem klassischen Streich-Quartett ein. Der Anstrich ist streng und kühl. Erst im barock angehauchten B-Teil wird die Bogenführung weicher und die Streicher-Stimmen wetteifern miteinander. Das Stück endet mit einem verspielt hüpfenden Pizzicato-Teil, in dem auf allen Instrumenten kurze Töne mit den Fingern gezupft werden.

5

Klavier-Bässe und ein Bläser-Tusch kündigen den Swing-Titel an, der von einer Trompeten-Melodie geführt wird. Ein treibendes Kontrabass-Motiv verbindet zwei Stepptanz-Stellen, in denen mit Straßenschuhen auf hartem Grund gegen Hausschuhe auf weichem Boden angetanzt wird.

6

Wie ein Uhrwerk treiben kurze, mechanisch wirkende Streicher das gesamte Stück voran. Ein hohes, perlendes Klavier-Motiv arbeitet besänftigend dagegen an.

7

Das Stück schlängelt sich von europäischen zu arabischen Einflüssen. Ein gezupftes Gitarren-Motiv gibt den Rahmen und den Rhythmus vor, um den eine Streicher-Gruppe nachdenkliche und fast schwermütige Melodien kreisen lässt. Im B-Teil wird der Klang der Streicher dunkel, bis die Santur sie ablöst. Eine Santur ist ein trapezförmiges Instrument mit Stahl-Saiten – ähnlich wie eine Zither – und wird mit Klöppeln angeschlagen. Die metallischen Töne der Santur klingen in diesem Solo erst vorsichtig optimistisch, werden aber von der Traurigkeit des Streicher-Ensembles eingeholt.